Immobilien und Energieeffizienz: Der Wandel am Markt
Die Bedeutung der Energieeffizienz von Immobilien nimmt in Baden-Württemberg deutlich zu. Immer mehr Kaufinteressenten achten beim Immobilienerwerb darauf, wie hoch der Energieverbrauch eines Hauses ist und ob beispielsweise eine Ölheizung im Keller steht oder das Gebäude ausreichend gedämmt ist. Ein aktuelles Beispiel aus Stuttgart-Sonnenberg zeigt, dass für ein Wohn- und Geschäftshaus mit sieben Zimmern und 187,21 Quadratmetern Wohnfläche, das für gut 1,2 Millionen Euro angeboten wird, der Energieausweis in der Online-Annonce bei Immoscout24 lediglich als „beantragt“ gekennzeichnet ist. Solche unvollständigen Angaben werden jedoch laut Immoscout24 tendenziell seltener, da die Plattform gezielt Platz für die Anzeige des Energieeffizienzlabels geschaffen hat. Seit Anfang des Jahres wird in der Suchübersicht neben dem Kaufpreis auch die Energieeffizienzklasse – von „A“ (grün) bis „F“ (rot) – angezeigt. Ende März wurde diese Zusatzinformation vollständig in die neue Suche integriert.
Die Relevanz der Energieeffizienz spiegelt sich auch in den Gründen für einen Immobilienwechsel wider. Laut einer Auswertung des Maklernetzwerks Remax Germany gaben 53 Prozent der Befragten in Baden-Württemberg einen besseren Gebäudestandard als Umzugsgrund an, während es deutschlandweit 31 Prozent waren. Niedrigere Wohnkosten, die eng mit der Energieeffizienz zusammenhängen, nannten 48 Prozent der Baden-Württemberger als Grund für einen Umzug, im Bundesdurchschnitt waren es ebenfalls 31 Prozent.
Umzugsgrund | Baden-Württemberg | Deutschland |
---|---|---|
Besserer Gebäudestandard | 53 % | 31 % |
Niedrigere Wohnkosten | 48 % | 31 % |
Das Programm Zukunft Altbau, gefördert vom Umweltministerium Baden-Württemberg, warnt vor steigenden Kosten für fossile Heizenergien wie Öl und Gas. In einem kaum gedämmten 150-Quadratmeter-Altbau mit einem Verbrauch von 3.000 Litern Heizöl können laut aktuellen Prognosen von 2025 bis 2040 Zusatzkosten von insgesamt knapp 25.000 Euro entstehen. Gründe hierfür sind unter anderem der russische Angriffskrieg in der Ukraine, die Energiekrise, der steigende CO2-Preis sowie die für 2027 geplante Ausweitung des europäischen Emissionshandels auf den Gebäude- und Verkehrssektor.
- Steigende Kosten für fossile Energien
- Zusatzkosten von knapp 25.000 Euro bis 2040 bei unsanierten Altbauten
- Einflussfaktoren: Energiekrise, CO2-Preis, Emissionshandel
Die Zahl der sanierungsbedürftigen Häuser auf dem Markt nimmt zu. Laut einer Analyse von Immoscout24 und einer Untersuchung von Immowelt hatten 2024 rund 36,8 Prozent der zum Kauf inserierten Wohnungen und Einfamilienhäuser eine Energieeffizienzklasse schlechter als E. Zum Vergleich: 2020 waren es noch 28 Prozent. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Immobilienpreise. Eine Sanierung zur nächsthöheren Energieeffizienzklasse kann den Wert von Einfamilienhäusern je nach Baualter um bis zu 17 Prozent steigern. Besonders Häuser der Baujahre 1979 bis 1990 profitieren bereits von kleineren Sanierungsmaßnahmen. Ein Gutachten des Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe und der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen zeigt, dass unsanierte Gebäude der schlechtesten Energieeffizienzklassen bis zu zehnmal mehr Energie verbrauchen als neuere Häuser.
Jahr | Anteil Immobilien mit Effizienzklasse schlechter als E |
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2020 | 28 % |
2024 | 36,8 % |
„Eine Sanierung zur nächsthöheren Energieeffizienzklasse hebt den Wert von Einfamilienhäusern je nach Baualter um bis zu 17 Prozent“, so ein Sprecher von Immoscout24.
Infobox: Wichtigste Erkenntnisse
- Energieeffizienz wird beim Immobilienkauf immer wichtiger.
- Steigende Kosten für fossile Energien erhöhen den Druck zur Sanierung.
- Der Anteil unsanierter Immobilien mit schlechter Energieeffizienz nimmt zu.
- Sanierungen können den Immobilienwert um bis zu 17 Prozent steigern.
- Unterschiede zwischen Baden-Württemberg und dem Bundesdurchschnitt bei Umzugsgründen sind deutlich.
Quelle: stuttgarter-nachrichten.de
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